Der Held des Tages
- Đà Lat
- 28. Mai 2011
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Sept. 2020

Es wird ja vieles über die Iren gesagt. Genau, Irland, das kleine Land neben der britischen Insel, bekannt für seine Pubs und für seine Sprache, die keine Sau versteht. Colin ist ein toller Kerl, doch etwas steht zwischen uns – ich versteh beim besten Willen nicht, was er mir sagen will! :D
Pünktlich um 8.30 Uhr morgens werden wir von unseren, noch gestern Abend angeheuerten, Easy-Ridern abgeholt. Echt, wenn man etwas Geld hat und in Vietnam die ungeheure Freiheit auf dem Rücken eines Motorrades erfahren möchte, dann sollte man das mit diesen Jungs tun. Sie sind coole Typen und sprechen gutes Englisch. Ausser Colin, den versteht erneut niemand. *kicher*
Wir fahren den ganzen Tag über Land von Tempel zu Aussichtspunkt, von Seidenfarm zu Blumen- und Kaffeefeldern. Herrlichen «Tomb Raider»-ähnlichen Wasserfällen und dem berühmten Crazy House. Wir erfahren auch, dass hier ein Schweizer sehr berühmt ist. Leider verstehe ich nur etwas von «Alexander». Auf jeden Fall haben sie sogar einen Berg nach ihm benannt. In den 70ern war er hier etwas ähnliches wie Beat Richner im Nachbarland Kambodscha, was ihm die Menschen sehr hoch anrechnen. (Hinzugefügt von Andrea Schmitter über Facebook: Für deine Wissenslücke: Alexandre Yersin, Bakteriologe der den Erreger der Pest entdeckte!, hat Schulen für medizinisches Hilfspersonal in Saigon, Hanoi und Nha Trang gegründet! Und es gibt sogar eine Vogelart, die wie Yersin heisst! :)
Wir sehen ein Đà Lat, wie wir es uns wünschen. Kein Hochzeitskitsch, sondern pure Natur und eine Menge Wasser in allen Himmelsrichtungen. Leider erfahren wir auch, dass es für den Norden und die Küste für die nächsten Tage ernstzunehmende Taifun-Warnungen gibt. Weil in Vietnam jedes Jahr wegen Taifunen an die 300 Menschen sterben, darf man die nicht unterschätzen. Klar, wenn man sieht, wie sie in ihren runden Nussschalen aufs Meer hinausrudern, egal ob es jetzt regnet oder schneit, kann man sich schon denken, dass da ab und an mal was passieren muss. Ich bin jetzt doch froh, mich gegen eine Reise in den Norden entschieden zu haben. Happy End …
Wir sind eine lustige Truppe, vor allem die Fahrer, die sich gegenseitig und Colin piesacken (Auch sie haben keine Chance zu verstehen, was Colin ihnen permanent mitzuteilen versucht). Beim Mittagessen gibts dann auch genügend an Reiswein. Tollpatschig wie ich bin, rutscht mir mein Becher unter den Tisch. Beim Aufheben entdecke ich einen alten Fischerhaken, der im Boden steckt. Wie herrlich. Ich habe auf dem Weg nämlich mal eine Rolle Fischergarn aufgelesen, so à là Survivor Man, das kannst du schon mal irgendwo gebrauchen … So bastle ich mir in bester MacGyver-Manier eine kleine Angelrute aus Essstäbchen und versuche mich im angrenzenden Fluss … Ich staune nicht schlecht, als nach nicht mal 30 Sekunden ein herrlicher Fisch am Haken zappelt. Plötzlich stehe ich im Mittelpunkt und alle wollen ein Foto mit dem Fisch und der Angelkonstruktion haben. Die Locals sind erstaunt aber erfreut über meinen Catch, weil der Fluss eigentlich seit Jahren keine Fische mehr führt … (Das ich vielleicht gerade den einzigen rausgezogen habe, daran denkt zum Glück niemand). Kurzerhand wird das gefeiert, jeder bekommt noch mehr Reiswein und fürs Essen muss ich nichts bezahlen – ich bin ja schliesslich der Held. :D Den Fisch habe ich übrigens wieder in den Fluss zurückgeworfen, tierlieb wie ich doch bin. Soll er ganz viele Babyfische machen.
Noch ein Wort zu meiner Reisebegleitung. Mann kanns ja gut treffen, wie mit Frida und Nina … Es geht aber auch anders. Die Briten … ja die Briten sind einfach nicht meins. Manchmal frage ich mich echt, wie die das hier überleben. Wenn sie nach Hause kommen, brauchen die gleich wieder Urlaub. Immer am Meckern. Entweder über sich oder über andere. Schlimmer als Deutsche, die wirklich nicht einfach zu toppen sind.
Heute Abend ist Champions-League-Finale. :D Sogar hier in Đà Lat sind alle Feuer und Flamme und tragen ihre ManU-Outfits. Ich suche mir irgendwo ein lauschiges Plätzchen und sehe mir das Spiel mit vielen Leuten an, die ich nicht verstehe. Mal sehen wie völkerverbindend Fussball wirklich ist. *lach*
Die Pläne für die nächsten Tage sehen so aus: Morgen bleibe ich noch hier und übermorgen früh gehts zurück nach Saigon. acht Stunden Busfahrt. *bäh* Von da aus nach Hongkong, Emma aufladen und dann ab nach China. So grob gesagt. UND: Morgen präsentiere ich euch meine Tibet-Reiseroute. Macht euch mal auf was gefasst.
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