(Noch) Magisches Bagan (by Sarah)
- Bagan
- 3. Dez. 2018
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Sept. 2020

Dass Stefano ein guter Typ ist, haben wir schon in Hpa-An gespürt, als wir mit ihm und dem Franzosen Francois den Tempel-Berg bestiegen haben. So war die Freude gross, als er plötzlich vor unserem Hotel stand, wo er sich vorherig bei der Rezeptionistin erkundet hatte, ob wir hier sind. Wir verabreden uns zum Abendessen und wie richtige Italiener nun mal sind, haben sie einen Riecher für gutes Essen und ihr internes GPS findet auch in der hintersten Ecke der Welt einen guten Italiener. So auch hier in Bagan. Wir essen den wohl besten Salat, wohlgemerkt mit Balsamico und Olivenöl und Hausgemachte Pasta. (Merkt man, dass wir europäisches Essen vermissen?) Mit im Schlepptau bringt er zwei weitere Italiener, Martina und Alessio aus Bologna, mit denen schnell eine nette Unterhaltung zu Stande kommt.
Wir reden über Bagan. Der Ort ist weltberühmt. Nicht zuletzt erlangte er internationale Bekanntheit auf Sozialen Medien durch seine ausserordentliche Fotogenität, unter anderem mit den Heissluftballons, die über den Tempeln in den Sonnenaufgang fliegen.
Bagan, das einstige Herrschaftszentrum vom gleichnamigen Königreich, wurde strategisch gut platziert, am Fluss Irrawaddy, wo sich die Handelswege zwischen Indien und China trafen. Die frommen Herrscher des Königreiches knüpften ihre Macht eng an den buddhistischen Glauben. So war dieser auch die treibende Kraft für die bauliche Entwicklung der Stadt. Wie im Wettlauf um die Gunst der Götter wurden damals circa 6'000 Tempel und Pagoden errichtet, ohne Rücksicht auf die Kosten der Erbauung und Erhaltung. Dies war auch der Anfang vom Ende für Bagan.
Heute zählt Bagan zu den grössten archäologischen Stätten Südostasiens. Es sind noch etwa 2'000 Tempel erhalten und auf der Ebene verteilt zu finden.
Im Vornherein haben wir viel über Bagan gelesen, wie man sich in der Tempelebene verlieren kann und überall wieder neue prunkvolle Sakralbauten findet, die man erklimmen kann, um von oben den tollen Ausblick auf die unzähligen Tempel zu geniessen. Diese Reiseberichte sind aber wie sich herausstellt ein paar Jahre alt und die Regierung Myanmars hat in letzter Zeit begonnen, die Tempel zu sperren. Den genauen Grund dafür finden wir nicht heraus. Wir vermuten, dass sowohl der Schutz der alten Bauten und die Einsturzgefahr einiger nach dem schweren Erdbeben im Jahre 2016, aber vor allem die neuen Massen an Touristen damit zu tun haben.
Natürlich können wir absolut nachvollziehen, dass alte Bauten geschützt werden müssen und wenn eine Gefahr besteht, diese unterbunden werden muss. Dennoch gestaltete es sich äusserst schwierig überhaupt an aktuelle Informationen zu kommen, welche Tempel denn nun zugänglich waren und welche nicht. Es schien uns fast so, als wolle man den Individualtouristen vergraulen und nur noch Tourgruppen willkommen heissen, die sich mit dem Bus von A nach B chauffieren und somit sehr gut steuern lassen.
Das ist halt nicht so unser Stil und so mieteten wir trotzdem unseren E-Roller (eine absolut sinnvolle Massnahme, da Lärm und Emissionen reduziert werden) und düsten lautlos durch die Steppenlandschaft.
Folglich mussten wir halt etwas länger suchen, um einen geeigneten und zugänglichen Tempel zu finden. Dies hat sich aber absolut gelohnt und die 2 (!, jap, wir werden noch zu richtigen Frühaufstehern) Sonnenaufgänge waren wirklich atemberaubend schön. Wenn die Sonne langsam aufgeht, starten auch die Heissluftballons und schweben über die unzähligen Pagoden, deren Spitzen zwischen den Bäumen hervorlugen. Der morgendliche Nebel verleiht dem Ganzen noch das mystische Tüpfchen auf dem i. Worte können dem aber nicht wirklich gerecht werden, schaut euch doch die Gallerie an, es lohnt sich wirklich.
Nach unseren holprigen und erstaunlich kalten Sonnenaufgangtouren sind wir jeweils hundemüde und gönnen uns über die heissen Mittagsstunden einen Powernap. Obwohl unser Hostel einen Pool hat, sind wir sogar zu faul, diesen zu benutzen. Shame on us.
Und wenn sich die Sonne langsam senkt, schwingen wir uns wieder auf den E-Roller und cruisen den Pagoden im Abendrot entgegen.
Genau so, wenn auch mit etwas weniger Einschränkungen, habe ich es mir vorgestellt, als ich vor Jahren das erste Bild von Bagan gesehen habe und für mich klar war, dass ich dies eines Tages mit eigenen Augen sehen möchte. Glücklicherweise ist es immer noch genau so eindrücklich und wir hoffen inständig, dass Bagan einen Weg findet, seine Schönheit zu bewahren und trotzdem zugänglich zu bleiben.
Sattgesehen an Tempeln, Pagoden und Sand in den Augen, verlassen wir Bagan am nächsten Morgen mit dem VIP-Bus (die teurere Variante mit den breiteren Sitzen, da dies die einzigen verfügbaren Plätze waren, aber traurig sind wir darüber nicht) in Richtung Kalaw und wir rumpeln 7 Stunden zur einstigen Hillstation hinauf.
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