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Tattoo Nights in Yogya

  • Yogyakarta
  • 13. Sept. 2018
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Okt. 2020


Das Surren der Nadel dringt durch die Glastür des Studios, hier weit draussen in der Nähe des Flughafens unter einem Highway gelegen. Sprayereien an der Wand, auf den Eisenbahngeleisen sitzen Menschen. Ab und an donnert ein Flugzeug im Anflug übers Haus. Auf der anderen Strassenseite verkaufen die Locals im Halbdunkel an ihren Garküchen Nasigoreng, dessen Duft uns anlockt. Eher überraschend ist dies bereits der zweite Abend, den wir hier verbringen.

Ozzy ist ein guter Nadelkünstler. Das sagen nicht nur die Diplome und Preise an der Wand. Der Nomade aus Kroatien lebt in der Welt und hat bei den Ureinwohnern zu seinem heutigen Stil gefunden. Stefi hatte die Idee, den Willen sich hier ein Souvenir der anderen Art machen zu lassen. Heute ist Sonia dran. Ich rauche eine Zigarette nach der anderen in der schwülen Abendhitze und schaue ab und an herein, wie die drei Frauen sich gut zureden und Händchen halten, während der Punk seine Kunst ausübt. Ich schaue rüber zu den Skatern, die gestern schon hier waren und unter der Brücke ihre Flips üben.

Dabei wären wir heute fast zu spät gekommen, zum Glück nimmt man es in Indonesien mit der Zeit nicht so genau. Unser Fahrer hatte sich strikt geweigert nach Navi zu fahren – „Ich frage mich dann rum“ meinte er, obwohl er noch nie beim Kedung Pedut Wasserfall gewesen ist, unserem ersten Ziel des Tages. Bis jetzt hatte immer alles vorzüglich geklappt. Die Reise mit Sony und Fendi war perfekt. Auch die anschliessende Zugreise im überraschend luxuriösen Zug von Surabaya hier her nach Yogyakarta verlief schon beinahe zu einfach. Jaja, der soll sich rumfragen. Es war früh morgens und wir hatten Zeit. Die Wasserfälle wurden von einigen findigen Menschen vom Dorf so erschlossen, dass man überall baden kann und es war eine Freude in den tropischen Wasserfällen zu duschen. Sonia und ich spürten die Strapazen der letzten Tage ganz besonders. Ich laboriere an einer fieberhaften Erkältung und dem übelsten Sonnenbrand vom Schnorcheln und sie spürt die Knie. Es tat gut, dies im kühlen Nass abzuwaschen.

Im nicht ganz kurzen Ort „Megalang“, steht der Borobudur – der älteste Buddhistische Tempel der Welt. Dies ist einer dieser Orte, von dem man bestimmt schonmal irgendwo ein Foto gesehen oder davon gehört hat. 1000 Buddha Zeichnungen in Reliefs in die Wände der 3-stöckigen Pyramide geschlagen, erinnern uns an unsere Zeit in Angkor Wat und versprühen trotz grossen Touristenmassen eine gewisse Magie. Weniger magisch sind die vielen Beschädigungen, die offensichtlich vom unachtsamen Umgang der Touristen entstanden sind. Dabei sollte die UNESCO dieses Welterbe doch schützen? Wir spüren hier derbe Vermarktung ohne viel Liebe zur eigentlichen Sache.

Wir erfahren später, dass die Anlage in Privatbesitz ist. Der älteste Buddhistische Tempel der Welt gehört also einer Firma, die das Kulturerbe ohne langfristiges Denken finanziell ausschlachtet. Das sowas möglich ist, überrascht und stösst uns sauer auf. Dies erklärt auch die Eintrittspreise über die sich auch die Veranstalter beschweren. Ich bitte diese Firma von ganzem Herzen bei all den Einnahmen doch mindestens den Tempel so zu schützen, dass er auch für zukünftige Generationen, auch wenn hier niemand mehr Buddhist ist, noch erhalten bleibt.

Inzwischen ist es 22 Uhr und Sonia ist nach 3 Stunden fertig. Sie trägt nun ihre Erinnerung auf der Schulter und freut sich sehr, hat sich direkt verliebt. Wir trinken den obligaten Schluck Reiswein mit Ozzy und seinen eingetroffenen Freunden. Yogya hat was. Man hat von Indonesien diesen Eindruck eines Drittweltlandes. Ich geb zu, es sieht auch etwas so aus. Doch das ist nur ein Bild. Die Menschen in der Stadt sind modern im Kopf, denken logisch und zu Ende. Ein Grund warum Ozzy hier Wurzeln geschlagen hat.

Die lebenswerteste Stadt Indonesiens zeigt sich von seiner persönlichen Seite und geht uns unter die Haut.

Bilder vom Tattowieren

Bilder aus und um Yogya

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DER AUTOR - LUKAS MARCHESI

Individueller Massentourist, Tourismusfachmann und Ex-Polygraf mit der Liebe zum Entdecken und Festhalten in Wort und Bild. Süchtig nach Reiseideen. Kennt den ÖV der Welt auswendig. 
Tatsächliche Reiseerfahrung von 1400 Reisetagen Weltweit. 

​© 2020 - Operation Rückenwind by Lukas Marchesi

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